Du wirst geführt vom Leben - Vertraue dem Prozess

“Jetzt ändert sich alles“ war der erste Satz von meinen Eltern, als sie erfuhren, dass ich schwanger bin. Ja, Du hast richtig gelesen: Ich werde Mutter!

Gefühlt war diese Vorstellung von mir schon da, als ich noch recht jung war. Muttersein hat mich immer interessiert, als Frau Kinder gebären zu können hat mich immer fasziniert und Familienleben hat mich durch meine Herkunftsfamilie sehr geprägt.

Geburt ist ein wichtiger Initiationsmoment des (Auf-)Lebens, genauso wie der Tod einen wichtigen Moment des vollkommenen (Ab-)Lebens darstellt. Beide Momente halten etwas Kostbares in ihrer Mitte: Das Leben, sowie wir es auf der Erde in unserem Körper erfahren dürfen.

Die Vorstellung, dass ich nicht nur meine eigene Geburt damals mit-initiiert habe, sondern zusammen mit meinem Partner heute weiteres Leben erschaffen kann und ich als Frau diejenige sein darf, die diesen kostbaren Moment der Geburt gestaltet, überwältigt mich und macht mich sehr dankbar.

Vielleicht bist Du bereits Mutter oder Vater und kennst dieses Gefühl, von dem ich spreche. Vielleicht schmunzelst Du jetzt auch, weil Du Dich zurückerinnerst an diese Zeit, als Du/Ihr auch in dieser Phase wart und neues Leben erwartet habt. Eine Phase, die eigentlich aus mehreren Phasen eines inneren Transformationsprozesses besteht, nämlich der Prozess des Eltern-Werdens - vom ICH zum WIR.

Eine große Veränderung steht also bevor. Eine Veränderung, dessen Ausmaß und Ergebnis noch im Verborgenen liegen, denn keiner von uns beiden, weder mein Partner noch ich, können uns momentan ausmalen, wie es sich anfühlen wird, plötzlich Eltern zu sein. Das Einzige, was da ist, ist ein Hauch Vorstellung und Vorfreude, ein Gefühl von, „das ist unser Weg“. Und vielleicht ist das Nicht-Wissen auch genau das Richtige in diesem Moment, um eine Initiation aus dem Herzen einzuleiten. Man wächst mit seinen Aufgaben und so hat es das Leben sicher ganz bewusst angelegt, damit man seinen Herzensweg ohne Kopfkino beschreiten kann.

Dennoch schaltet sich oft der Kopf ein. Fragen wie „muss ich jetzt mein altes Leben aufgeben“? oder „schaffen wir das alles überhaupt?“ kommen hoch. Ein großer Respekt vor dem was kommen mag, ist zu spüren. Auch Ängste um gesundheitliche Themen wie „werden die Kinder gesund sein“ melden sich manchmal zu Wort. Und dann ist da noch das Außen: Die Welt, in der wir nun mal leben und in der es zur Normalität geworden ist, unbewusst Ängsten zu schüren, z.B. durch die Aussagen und Haltungen von medizinischem Fachpersonal, das natürlich jedes Risiko ausschließen und alles untersuchen möchte.

Für mich persönlich ist es aktuell eine große Herausforderung, mich nicht von dem Außen verunsichern, also die Ängste der anderen nicht an mich herankommen zu lassen. Zu neu ist die Situation, in der ich mich befinde. So darf ich mich aktuell immer wieder zurückziehen und den Kontakt zu mir und dem heranwachsenden Leben in mir suchen, um mich vertrauensvoll mit meinem Körper zu verbinden, ihm zuzuhören, was er wirklich braucht und so in all dem äußeren angstbesetzten Wirrwarr wirklich meine eigene tiefe Wahrheit zu finden. Muss ich alles wissen, oder darf ich meinem Körper vertrauen und ihn immer wieder durch positive Gedanken in der Meditation unterstützen?

Sicherlich hat hier jede Frau und jedes Elternpaar seine ganz individuelle Haltung zu dem, was auf der Geburtsreise das Richtige für sie ist und das ist auch gut so. Fest steht jedoch, dass Geburt eines der ur-eigensten Rituale von Säugetieren ist und es immer schon zum Leben dazugehört hat. Die Intelligenz des weiblichen Körpers hat es immer geschafft, den Prozess von Schwangerschaft und Geburt auf natürliche Weise durchzusteuern. Dieser Gedanke löst Demut in mir aus, DEMUT vor dem Leben und vor dem Unerwarteten. Vertraue dem Prozess, dem LEBEN, und Du wirst geführt.

Und hier schließt sich wieder ein Kreis auf meinem Weg: Schon vor vielen Jahren begegnete mir ein Spruch in Australien, der mich seitdem begleitet „Life is what happens to you while you are busy making other plans“ von John Lennon. Auch wenn ich tief in mir drin immer gespürt habe, dass ich irgendwann Mutter sein würde, kam diese Nachricht dennoch in einem eher unerwarteten Moment zu uns. Und gleichzeitig wusste ich in dem Moment, dass es genau so vom Leben initiiert ist.

So oft machen wir Pläne in unserem Kopf, wollen alles perfekt machen und ein Gefühl von Kontrolle haben. Aber Leben gedeutet genau das Gegenteil, nämlich sich führen lassen, loslassen und mitfließen.

Auch wenn unsere aktuelle Lebenssituation es nun erfordert, alle gemachten Pläne für dieses Jahr umzuschmeißen und wir bestimmte Projekte erstmal nach hinten schieben dürfen, freuen wir uns so unendlich auf unser „neues Leben zu viert“!

Und Du wirst weiterhin daran teilhaben dürfen!

In Liebe, Namasté.

Deine Christina

Christina Meyer